MRT-Befund vom Knie übersetzen?

1 Antwort

von dem Befund aus allein ist überhaupt keine Therapie abzuleiten. Immer ist es nötig, zu erfahren, warum du zum Arzt gegangen bist. Gab es einen Unfall, hast du Schmerzen, hat sich langwierig was eingeschlichen?

Das, was ich als ernsthaftesten Teil einschätzen würde, wäre das dezente subchondrale Ödem. Das kann auf eine Verletzung des Knorpels hindeuten, muss aber nicht. Das wäre auf jeden Fall genauestens zu diagnostizieren. Da an der gleichen Stelle das Kniescheibenband (retinaculum mediale) auch verletzt zu sein scheint, würde ich von einem Unfallgeschehen ausgehen (muss aber nicht), z.B. ein Tritt von innen gegen das Knie?

Eine Therapie muss auch auf deine sog. "Klinik" bezogen sein, also mit welchen Symptomen hast du dich beim Arzt vorgestellt? Möglicherweise wird nicht allzuviel gemacht, evtl. bekommst du eine temporäre Stabilisierung des Knies (Tape...) und das ganze wird ausheilen: der Körper repariert das von alleine und braucht seine Zeit dafür.

Was der Befund außerdem für möglich hält, ist eine beginnende Sehnenproblematik (Tendinopathie) zwischen Oberschenkel und Kniescheibe. Deswegen auch V.a. (Verdacht auf) eine dort gelegene Bursitis (Schleimbeutelentzündung). Das kann durch Überlastung mit dadurch verbundenen kleinsten Verletzungen oder Medikamente (meist Schmerzmittel oder Antibiotika, deren Namen mit "...oxacin" enden, auch wenn das schon lange her ist!) ausgelöst worden sein. Da du gemutmaßt wegen der Kniescheibenproblematik zum Arzt gegangen bist, wird die Sehnenproblematik dann auch eher wenig Beachtung beim Arztgespräch finden. Wenn er sich darum nicht auch kümmert, würde ich dir raten: achte genau darauf, dass du deine Knie nicht durch zu hohe oder häufige Anforderungen überlastest. Wenn sich eine Sehnenproblematik eingeschlichen hat und chronisch geworden ist, wird man die oft schlecht wieder los; es besteht eine Tendenz zur Verschlimmerung. Alles was mit Sprüngen zu tun hat, verursacht außerordentlich hohe Belastungen auch für die Sehnen. Was du generell als langfristige Therapie für gute Sehnen machen kannst (wenn die Bursitis weg ist), sind langsame Bewegungen unter erhöhter Last. Langsame Kniebeugen mit Zusatzgewichten oder einbeinige, langsame exzentrische Kniebeugungen (hierbei nicht weit runtergehen, das Hochkommen wieder mit beiden Beinen machen).

Du kannst ja mal berichten, was war, nachdem du beim Arzt warst...

Wow.
Ich bin begeistert von deiner Antwort, kannst du mein neuer Arzt sein?
Ich versuche mal auf alle Fragen zu antworten:

Ich hatte im Oktober einen Unfall beim Feldhockey. Ich habe im Tor ausgeholfen, bin sonst Stürmer, und habe bei einem Torschuss eine ungünstige Bewegung vollzogen, der damalige Befund ist folgender:

"Regelrechte Gelenkstellung. Umschrievbene Signalanhebung im laterodorsalen Konturbereich des Tibiakopfes, fraglicher begleitender Corticalisdefekt. Angrenzend an das mediale Kollateralband mit Fortsetzung bis nach ventromedial diffuse, PDw-hyperintense Flüssigkeitsansammlung, vermutlich Folge einer Distorsion und zumindest Partialruptur des Innenbandes, entsprechend zeigte es sich hier stellenweise etwas verdickt und signalangehoben. Fraglich auch eine Distorsion der Quadrizepssehne und des Ligamentum patellae bei eingelagerter Flüssigkeit bei beiden Strukturen, ohne dass eine Kontinuitätsunterbrechung erkennbar ist. (...) Relativ deutlicher Kniegelenkerguss. (...) Bild einer Partialruptur des medialen Kollateralbandes, entsprechend deutlich vermehrte peritendinöpse Flüssigkeit.
Zumindest bone bruise des Tibiakopfes laterodorsal, eine kleine corticale Konturunterbrechung ist nicht ausgeschlossen, dementsprechend sollte eine Korrelation zunächst mittels Röntgen erfolgen."

So. Daraufhin hat der Orthopäde mir eine strenge Auszeit verordnet, ich war sechs Monate krankgeschrieben (intensiver Job) und hab nach ca 2 Monaten mit Physiotherapie angefangen - MT - wir haben das Knie stabilisiert usw.
Nach insgesamt 3-4 Monaten post-Unfall hat mein Physio mir erlaubt, dass ich wieder labngsam auftrainiere, im geschlossenen System. Hat alles super geklappt, Beinbeuger und -Strecker habe ich seitdem gar nicht mehr genutzt, weil er meinte, die seien "Gift für angegriffene knie".

Im Februar erfolgte dann ein Kontroll-MRT:
"Normale Gelenksspaltbreite. Komplette Regredienz des vorbeschriebenen Spongiosaödems im latero dorsalen Aspekt des Tobiaplateaus nach Kontusion. Aktuell kein Spongiosaödem. (...) Das mediale Kollateralband stellt sich unauffällig dar, komplette Regredienz der vorbeschriebenen Flüssigkeitsansammlung. Die Bandstrukturen sind in der Kontinuität erhalten. Das vordere Kreuzband zeigt noch eine Signalanhebung distal am tibialen Ansatz in den übrigen Abschnittenb unauffälliges Band. Normale Form, Kontur und Stellung der Patella. Die retropatellare Knorpel ist diffus verdickt (5 mm DM), keine fokalen Knborpeldefekte. Dezenter Gelenkerguss, im Verkauf rückläufig."

Danach wurde im Training (Kraft, mit Hockey hab ich aufgehört) alles wieder besser und ich war auch wieder in meinem gewohnten Split mit alten Kraftwerten.
Seit 2-3 Wochen hatte es sich so angefühlt, als ob "ein Fremdkörper" in meinem Knie steckt und ganz selten habe ich Schmerzen gehabt. (Rechts unterm Knie, Links überm Knie ... aber nie gleichzeitig), sodass ich zum Arzt bin - leider ein neuer Arzt, der den Verlauf nicht kennt.

Interssant finde ich deine Angabe mit dem Medikament - vor drei Monaten ca habe ich Antibiotikum nehmen, wegen einer Kehlkopfentzündung.
Außerdem hatte ich im Januar und April zwei Stürze mit dem Fahrrad (Ja, 2019 ist nicht mein Jahr)

Dass du von Kniebeugen sprichst, freut mich extrem, denn momentan habe ich sehr große Angst, dass ich nach der Aufgabe von Feldhockey, nun auch meine *große Liebe*, den Kraftsport aufgeben muss.

Montag habe ich den Arzttermin und wir beswprechen den Befund aus dem Ausgangspost.. aber ehrlich gesagt stecke ich da nicht sehr viel Hoffnung rein, weil er sehr unfreundlich war.
Ich hatte als Verdacht Bursitis angegeben, da hat er mich "ausgelacht" und meinte, dss es wohl eher der Meniskus sei... und sprach direkt von einer OP.

Ich bin übrigens 29 und weiblich, falls das irgendwie wichtig ist.

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@ghastly608

naja, es wurden nun 2 MRTs gemacht und von Meniskus war nicht die Rede. Evtl. kann man ja was enstspr. in den Bildern sehen, das sollte dann aber eigtl. auch im Befund stehen. Ein Fremdkörpergfühl im Knie kann schon auf Meniskusprobleme hinweisen. Lasse dir in den MRT-Bildern die Stelle zeigen, wo der Arzt einen Meniskusschaden sieht. Und lasse dir die Bilder auf jeden Fall auf CD aushändigen, die du mitnimmst, wenn du dir eine 2. Meinung bei einem Sportarzt (der nicht selber operiert!) einholst. Das ist ganz dringend zu empfehlen, wenn du über eine OP nachdenkst.

Die Ausübung von Kraftsport (also z.B. die von mir angesprochenen Kniebeugen als Reha-Maßnahme bei Sehnenproblemen wie Tendinopathie) ist natürlich abhängig vom Gesamtbild des Knies. Bei evtl. zusätzlichen Schäden muss das ein guter Arzt entscheiden.

Bei Antibiotika aus der Gruppe der Gyrasehemmer (der Handelsname hört bei allen mit ...oxacin auf) ist eine sehnenschädigende Wirkung bekannt, die sich unterschiedlich stark ausprägen kann, von gar nicht bis über sehr heftig (z.B. Achillessehnenabriss!). Wenn diese Antibiotika verschrieben werden, sollte man nachfragen, ob es nicht ungefährlichere Alternativen gibt.

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