Extreme Goldangst im Bogenschießen, tipps was man tun kann?

2 Antworten

Hallo Hycarus,

auch bei uns im Verein gab es bereits 2 Schützen mit der Goldangst. Kaum kam die Zughand in Nähe des Kopfes, ging der Schuss raus. Es hat einige Trainings gedauert, dann kamen beide darüber hinweg, heute ist davon nichts mehr zu spüren.

Ich möchte versuchen, dir über diesen Weg hier zu helfen. Als erstes müsste ich aber etwas von dir wissen, um mir ein gewisses Bild von dir machen zu können.

  •  schießt du in einem Verein?
  • gibt es dort einen Trainer oder einen (wirklich) erfahrenen Mitschützen? Dabei ist es egal, welchen Bogen dieser andere schießt.
  • hast du bestimmte Zielsetzungen mit deinem Schießen
  • Wie bist du die bisherigen Goldprobleme wieder losgeworden? Was hast du genau gemacht?
  • was führte zu deinen jetzigen Problemen?
  • ich vermute, dass du deinen Compound per Hand ziehst?

Das Thema ist leider sehr komplex. Es gibt verschiedene Methoden, die man probieren kann, jede funktioniert sicher nicht bei jedem Schützen. Auf jeden Fall braucht es in den meisten Fällen einen Trainer, Zeit und vor allem einen Schützen der bereit ist, viel Geduld für ein stark abgewandeltes Training aufzubringen.

Ich weise aber gleich darauf hin, dass es über den Weg eines Forums schwierig werden kann, falls du alleine schießen solltest.

Hycarus 
Fragesteller
 30.03.2017, 16:31

Hallo Bogenfreund,

Vielen dank schon mal für die Mühe und sie sehr umfangsreiche Antwort.

- Ja, ich schieße in einem Verein. Er ist zwar relativ jung und wir sind nicht all zu viele Mitglieder, aber ein Verein

- Ja wir haben einen Trainer, er schießt selber seit vielen Jahren Recurve und ist sehr bemüht allen zu helfen und tipps zu geben, ist aber auch nicht allwissend.

- Mein Ziel war es so gut wie möglich zu sein, solang es noch Spaß macht.

- Als ich das letzte Mal tatsächlich starke Goldangst hatte, d.h. ich hatte gelöst sobald ich auf das Goldene gezielt hab, hab ich zuerst auf 2 Meter blind geschossen, dann auf 5 Meter normal und nach vielen 5 - 10 Meter Pfeilen (Ohne scheibe) dann langsam mit einem Bierdeckel angefangen. Hat relativ gut so funktioniert (bis letztens).

- Zu meinen jetzigen Problemen:
Vor einigen Wochen war die Landesmeisterschafft. Ich hatte am Mittwoch vorher geschossen, als ich wohl irgendetwas falsch gemacht habe (Vermutung liegt bei einem Fehlschuss ._.) und die Sehne, mit einem lauten Schlag, von den Cams gegangen ist.
Da ich jedoch zur Land wollte, sind wir am Donnerstag zum Bogenladen meines Vertrauens. Er hat getestet ob der Bogen noch verwendbar, die Sehne wieder drauf gemacht und eine Neue bestellt, weil sich die alte wohl minimal gelängt hatte.
Am Samstag dann zur Land wo es jedoch eher bescheiden lief. Mein Peep war nicht mehr richtig eingestellt, ich war extrem nervös (wegen dem Fehlschuss) und konnte mich überhaupt nicht konzertieren. Im Endeffekt habe ich dann nach der Hälfte abgebrochen, weil ich einfach nicht richtig ankern konnte mit dem verstellten Peep und weil ich einfach viel zu nervös war und gezittert hab.
Ich habe dann die Zeit bis die neue Sehne kam nicht mehr geschossen. Als ich dann vor 2 Wochen wieder in's Training bin, sehr motiviert, konnte ich auf 10 Meter ohne Scheibe nicht einen richtigen Pfeil setzen. Mir war ziemlich schnell klar, dass es sich um eine extreme Goldangst handeln würde. Nur diesmal auch ohne Auflage.

- Was bedeutet "per Hand"? Ich schieße mit Backtention Release. Gilt das als "per Hand" oder nicht?

Trainer und Zeit hab ich, Motivation auch und damit auch Geduld.

Vielen dank schon mal

Mfg Paul

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bogenfreund  31.03.2017, 08:09
@Hycarus

Nun ja, vereinzelt wird ein Compound ja ohne Release  geschossen, eben per Hand gezogen, obwohl das ja nicht besonders sinnvoll ist.

Für das weitere Training solltest du erstmal sämtliche Turniere hinten anstellen, auch "Spaßturniere". Es ist sinnvoll, wenn der Trainer hier, so oft es eben geht, dabei ist, dich also direkt begleitet. Im Unterbewustsein müssen diese Verbindungen von
"Auflage, Auszug, Pfeil-muss-weg" gelöst werden.

Für das weitere Vorgehen gibt es mehrere Möglichkeiten, eine gute hast da ja schon selbst ausprobiert:

Schritt 1

du stellst dich wieder dicht vor eine Scheibe ohne Auflage. Der Auszug des Bogens soll hier mit geschlossenen Augen geschehen, hier passt der Trainer auf, dass der Pfeil nicht über die Scheibe zeigt. Ein sofortiges Lösen wird hier nicht vorkommen, fühle
konzentriert und intensiv den Ankerpunkt. Klingt jetzt vielleicht komisch, aber genieße diesen Andruck und betrachte ihn als deine Zielerreichung. Halte einige Sekunden und stelle dir intensiv die (nicht vorhandene) Auflage vor. Wichtig: nicht schießen!!! Der Bogen wird dann wieder abgesetzt. Kurz entspannen und wiederholen.  Dem Kopf wird so klargemacht, dass ein  Bogenauszug nicht zwangsläufig ein Lösen der Sehne zur Folge hat. Verkürze deine gewohnte Traingszeit, dass hier macht man keine 2 Stunden, klar. Dann eben nur 1/2 Stunde, mit Pausen. Aber nicht auf den nächsten Schritt mit dem Bierdeckel wechseln, dass wäre viel zu früh!

Schritt 2, nur NACH dem ersten Schritt !

Stelle dich wieder relativ dicht vor eine Scheibe, dass können 5-10m sein. Es braucht immer noch keine Auflage. Der Bogen wird auf die Scheibe gerichtet und ausgezogen. Nach 2-3 Sek. Schwenk auf einen Stelle neben der Scheibe. Nach 2-3 Sek. wird der Bogen neben der Scheibe abgesetzt OHNE zu lösen.

Auch hier soll trotz des „Zielreizes“ Scheibe klar werden, dass ein Schuss nicht eine logische Folge ist.

Schritt 3

1. Diese ähnelt der Stufe 2. Auszug auf die Scheibe, ruhiger Schwenk daneben, jetzt jedoch wieder zurück auf die Scheibe. Evtl. mehrere Schwenks, kein Lösen.

2. Jetzt keine Schwenks mehr. Auszug und Ankern, dann wieder absetzen, immer noch kein lösen. Nun wird vorher besprochen, nach welcher Anzahl von Anker und Absetzen dann tatsächlich gelöst wird.

3. Jetzt sollen die neuen "Verknüpfungen" gestestet werden. Dazu kommt jetzt erstmals eine Auflage auf die Scheibe, zuerst verkehrt herum, die Ringe nach hinten. Bogen hoch, Auszug, ankern, schießen. Zuletzt wird die Auflage gedreht, Ringe sichtbar. Wieder schießen, aber immer noch kein "extremes" Zielen, es muss keine 10 sein!

Klappt es, ist alles wieder gut. Wenn nicht, zurück in Schritt 3 Abs. 1 oder einen Schritt nach Wunsch.

Bei allen Übungen sollte/kann der Trainer zumindest zeitweise dabei sein. Auch wenn es wieder komisch klingt, aber manchem Schützen hilft es, wenn kurz vor dem Moment des Ankerns oder der Schwenks etc. der Trainer das (in ruhiger Form) sprachlich begleitet. Aber das ist individuell. Dieses Training zieht sich im Regelfall einige Tage hin. Statt langer Einheiten lieber mehrere kurze planen, wenn irgend möglich. Wenn der Schritt 1 gut klappt, NICHT auf Schritt 3 wechseln, halte die einzelnen Stufen ein!

Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen.

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Die Goldangst (Rotangst, Schwarzangst etc.) kann man relativ leicht überwinden indem man lernt statt zu Zielen den Klicker zu verwenden und die Rückenspannung in Verbindung mit dem Nachhalten. Genau dafür wurde ja der Klicker überhaupt entwickelt, weil die Goldangst jeden Bogenschützen trifft, der nur aufs Zielen geht.

Lies mal das hier:

http://www.bogenundpfeile.de/Bogenschiessen/Goldangst.html




bogenfreund  30.03.2017, 08:05

Hallo wurststurm,

ich habe diesen Artikel auch mal gelesen, ich war gespannt. Hier aber war ich nur erstaunt, was da geschrieben wurde, unglaublich!

O.K., viele Dinge stimmen, keine Frage. Aber das der Klicker entwickelt wurde um die Goldangst zu überwinden, ist der blanke Hohn, dass sollte auf dieser, eigentlich sehr guten und informativen Seite, nicht passieren. Genauso, dass der Aufbau der Rückenspannung die "Goldangst unmöglich macht", ist absoluter Unsinn. Für diesen Aufbau (Transfer) muss erst in den Anker gegangen werden, genau das ist bei der Goldangst nicht möglich!!!!! Es wird ja vorher gelöst . . . 

Ich lese sehr oft auf dieser Seite, hier kann man sich umfassend informieren. Aber was der Autor sich hierbei gedacht hat, ist mir völlig unverständlich.

Auch die Tipps unten sind grenzwertig, der Absatz 4 aber ganz daneben. Ich vermute mal, der der Schreiber selbst (ganz sicher) nie Goldangst gehabt hat und vermutlich auch nie jemanden "behandelt" hat, wie er es nennt.

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wurststurm  30.03.2017, 08:14
@bogenfreund

Du reagierst emotional auf das Problem, was ja völlig verständlich ist. Aber diese Emotionalität verstärkt das ganze nur noch.

Gut möglich, dass der Autor nie Goldangst hatte aber muss man denn Probleme selber haben um sie zu analysieren? Gerade bei mentalen Problemen ist Distanz nützlich für Analyse und Fehlerbehebung.

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bogenfreund  30.03.2017, 08:27
@wurststurm

Was heist emotional? Der Klicker beseitigt keine Goldangst, ebensowenig der Aufbau der Rückenspannung. Das sollte jedem einleuchten, der selbst Bogen schießt ;-)

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