Welche Regenjacke/Windbreaker eignet sich zum Laufen?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Dass Deine gekaufte Regenjacke scheinbar keine Atmungsaktivität aufweist, ist womöglich gar nicht darauf zurückzuführen, dass sie nicht atmungsaktiv ist. Dazu solltest Du wissen, wie Atmungsaktivität überhaupt funktioniert.

Diese Technik nutzt das Prinzip eines Temperaturgefälles zwischen dem Bereich unmittelbar über der Haut und der Außentemperatur aus. So wird feuchte Luft, wie sie beim Schwitzen über der Haut entsteht, immer in die Richtung gedrückt, wo die Temperatur niedriger ist. In der Regel ist das die Richtung, von der Haut weg.

Allerdings nimmt dieser Druck ab, und somit der Grad der Atmungsaktivität, je geringer der Temperaturunterschied zwischen der Haut und der Außentemperatur. Jetzt bei den hohen Temperaturen ist somit die Atmungsaktivität von Funktionskleidung geringer als in der kühlen Jahreszeit. Dies erklärt auch, weshalb Funktionskleidung bei extremen tropischen Temperaturen so gut wie gar nicht atmen (können), in ganz extremen Fällen kann sogar der umgekehrte Prozess erfolgen, dass der Druck umkehrt und die Feuchtigkeit nach innen drückt!

Somit kann es sein, dass Deine gekaufte Jacke zwar atmungsaktiv ist, Du das aber derzeit nicht spüren kannst, infolge der derzeit herrschenden hohen Temperaturen.

Grundsätzlich solltest Du bei der Wahl einer wasserdichten Laufjacke auf die Zahl der eingearbeiteten Membranlagen achten.

Meiner Erfahrung nach sind beispielsweise die sonst sehr guten wasserdichten normalen Gore-Tex-Jacken zu dick fürs Laufen. Sie sind unbestritten gut bei Regenfahrten mit dem Rad, wo sie auch gegen den kalten Fahrtwind schützen, aber beim Laufen entsteht da ein Hitzestau.

Besser für das Laufen sind hingegen dünnere Regenjacken (zum Beispiel mit "Gore Tex XCR"), die mit weniger Lagen oder dünneren Membranen ausgestattet sind. Auch diese sind wind- und wasserdicht, haben aber eine niedrigere Wassersäule, das heißt, sie halten einen niedrigeren Wasserdruck von außen stand, lassen somit bei sehr starken Regen durchaus Wasser durch, bei leichtem Nieselregen halten sie aber dicht.

Hinsichtlich der Wasserdichtheit und der Wassersäule hab ich schon einmal einen Tipp geschrieben:

www.sportlerfrage.net/tipp/wasserdicht-ist-nicht-gleich-wasserdicht

Bezüglich der Atmungsaktivität gibt es ebenfalls teils erhebliche Unterschiede, abhängig vom Anwendungsbereich und zuletzt Qualität. Einer dickeren Membran eine hohe Wasserdichtigkeit nach der genannten Norm zu geben, ist keine Kunst. Schwierig wird es, ihr gleichzeitig eine hohe Atmungsaktivität zu geben. Und das macht das Know-how und auch oft den Preis aus.

Der so genannte MVTR-Wert zeigt, wie atmungsaktiv das jeweilige Material ist. Während günstige Discounterjacken oft nur als Mindestvoraussetzung einen MVTR-Wert von 1.000 bis 1.500 Gramm Dampfdurchlässigkeit im Gramm pro Quadratmeter Stoff in 24 Stunden (g/m2/24h) bieten, haben bessere Modelle Werte von 10.000 bis 20.000, die neuen Jacken mit dem Gore Pro Shell-Membranen gar 40.000 g/m2/24h. Hier gilt also: Je höher, desto besser.

Eine andere Angabe für die Atmungsaktivität ist der so genannte Ret-Wert (Bekleidungsphysiologisches Institut Hohenstein). Hier verhält es sich genau anders herum, als beim MVRT-Wert, je niedriger die Zahl, desto besser, da der Ret-Wert den Widerstand für die Dampfdurchlässigkeit beschreibt. Hier sieht es so aus, dass Werte unter sechs als "extrem atmungsaktiv" gelten, sechs bis 13 bedeutet "sehr atmungsaktiv", 13 bis 20 gelten als "atmungsaktiv" und alles, was darüber ist, gilt als "nicht atmungsaktiv".

Diese Werte stehe oft auf dem Etikett zur Jacke, zumindest bei etablierten Herstellern (siehe Foto).

Werte zu Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität - (laufen, joggen, Outdoor)