Kontraktionsgeschwindigkeit

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Missverständnis beruht wahrscheinlich darauf, dass der Begriff „Kontraktion“ zwar gewöhnlich a) als „Zusammenziehung“ oder „Verkürzung“ übersetzt wird, aber b) auch „Anspannung“ bedeuten kann. Im ersten Fall (a) sollte man besser den Begriff „Verkürzungsgeschwindigkeit“ (VG; in der Fachliteratur „velocity of shortening“) benutzen. Dies ist die Geschwindigkeit, mit der ein aktivierter Muskel sich zusammenzieht. Sie verhält sich proportional zu der dabei erzeugten Bewegungsgeschwindigkeit. Im zweiten Fall (b) sollte man von Kontraktionszeit (KZ) sprechen. Dies ist die Zeit, die ein Muskel benötigt, um den vorgesehenen Anspannungsgrad zu erreichen. Sie ist abhängig davon, wie viele motorische Einheiten eines Muskels (= Rekrutierung) in welcher Nerven-Entladungsfrequenz (Frequenzierung) angesteuert werden. Beide Faktoren sind nicht voneinander abhängig, sondern lassen sich vielfältig kombinieren:
- Explosives Stoßen mit maximaler Rekrutierung und Frequenzierung gegen einen unüberwindlichen Widerstand: KZ = kurz, VG = 0.
- Explosives Stoßen mit maximaler Rekrutierung und Frequenzierung gegen einen geringen Widerstand: KZ = kurz; VG = hoch.
- Explosives Stoßen mit prozentualer Rekrutierung und Frequenzierung gegen einen geringen Widerstand: KZ = kurz; VG = mittel („zügig“).
- Langsam anschwellendes Drücken gegen einen geringen Widerstand: KZ = hoch, VG = mittel)..........usw.
In dem von dir referierten Buch ist offensichtlich nicht die Verkürzungsgeschwindigkeit, sondern die Kontraktionszeit gemeint. (Eine korrekte Anwendung physikalischer Begriffe – und „Geschwindigkeit“ ist ein solcher – wäre notwendig!)