Nutzen von Hypertrophietraining?

2 Antworten

Hi,

eine gute und komplexe Frage.

Kurz: kümmer dich um das, was du erreichen möchtest. Wenn du nur Kraft aufbauen möchtest, dann trainiere eben nur auf Kraft. Gleiches gilt für Kraftausdauer. Die weitestgehende Beschränkung auf eine Trainingsform wird i.d.R. von Wettkampfathleten bestimmter Sportarten gemacht, z.B. Turner vermeiden es, durch Muskeln unnötig schwer zu werden und entwickeln daher nur die Muskeln, die sie für ihren Sport benotigen. Gleichfalls Rennradfahrer. Fällst du in so eine Kategorie, ist die Antwort einfach, s.o.

Daneben gilt, dass es aber sinnvolle Überschneidungen zwischen allen Trainingsbereichen gibt, von mehr Muskelmasse profitiert graduell auch die Kraftausdauer (sofern man nicht in Extrembereiche wie Marathon geht, was aber auch nicht Kraftausdauer, sondern nur Ausdauertraining benotigt) und auch hohe Kraft entwickelt man nicht mit kleinen Muskeln. Sogar Maximalkrafttraining fördert die Kraftausdauer, weswegen Radprofis auch schwere Kniebeugenn trainieren. Daher ist es fur viele Sportarten günstig in allen Bereichen zu trainieren. Fast jeder Örthopäde plädiert für gut entwickelte Muskeln, da dies für gute Gelenkführung und -unterstützung notwendig ist. Mehr Muskeln sind auch im physiologischen Sinne erstrebenswert (Schlagworte: Soffwechsel, Hormonrückkopplungen, Diabetes...). Natürlich hat alles seine Grenze, aber ebenso wird auch niemand zum einseitigen Maximalkrafttraining raten.

Abgesehen davon ist die von dir als "unbeweglich" genannte Bodybuilder-Muskelmasse alles andere als unbeweglich. Jeder erfolgreiche Bodybuilder dehnt seine Muskulatur und die Muskeln entstehen durch Bewegungen. Der Begriff "aufgepumpt" dient in manchen Zusammenhängen auch eher einer Diskreditierung, so als ob man da einfach beliebig Größenzuwächse durch Luftzuführung erreichen könnte. Ob man das für asthetisch und/oder erstrebenswert hält, ist eine individuelle und ganz andere Frage (ebenso wie die berechtigte Dopingfrage).

Wenn du für dich geklärt hast, was du sportlich erreichen möchtest, wo du hinwillst, wird es dafür auch einen optimierten Weg geben. Bedenke aber, dass Periodisierung u.a. auch den Sinn hat, zwischen schweren, mittleren und leichten Phasen abzuwechseln, um:

- passive Gewebsstrukturen zeitweise zu entlasten

- neue Trainingsreize zu setzen

- Plateaus zu überwinden

- das Training vielseitiger zu machen

- die Vorteile aus allen Bereichen mitzunehmen...

Wer seine Muskeln trainieren will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er hat das Trainingsziel „Steigerung der Kraft“ oder das Trainingsziel „Zunahme der Kraftausdauer“. Die Zunahme der Kraft erreicht man – biologisch gesehen –
a) durch eine Zunahme der Kraft erzeugenden, parallel im Muskel angeordneten Muskeleiweiße (= Myofibrillen) und
b) durch Training des Nervensystems zur Koordination der diversen Muskelabschnitte (Muskelfasern, motorische Einheiten)

Zu a):
Die Zunahme der Muskeleiweiße wird in der Physiologie „Hypertrophie“
genannt. Die dazu notwendigen Trainingsmethoden verlangen
unterschiedliche Maßnahmen zur angemessenen Belastungen bei
entsprechenden Wiederholungen und Häufigkeiten und Perioden, die unter
„Hypertrophietraining“ zusammengefasst werden. Hypertrophie hat nichts
mit einem Aufpumpen oder Aufschwemmen der Muskel aus kosmetischem Aspekt zu tun. Leider wird der Begriff oft fälschlicher Weise für alle
möglichen Erscheinungen verwendet, die zu einer irgendwie gearteten
Volumenzunahme des Muskels führen.

Zu b):
Um das Nervensystem anzuregen, die einzelnen Muskelabschnitte möglichst alle zur gleichen Zeit und in möglichst hoher Intensität zu aktivieren (= intramuskuläre Koordination) und das erworbene Kraftpotential abrufen zu können, müssen maximale Lasten eingesetzt werden, was den Muskel zwingt, sein maximales Kraftpotentiel freizusetzen. Aus diesem Grunde wird diese Trainingsform auch „Maximalkrafttraining“ genannt.

Hypertrophietraining und Maximalkrafttraining ergänzen sich somit wechselweise.

Kraftausdauertraining bewirkt in der Regel keine Hypertrophie im biologischen Sinn. Trotzdem kann der Muskel in Folge des gesteigerten Stoffwechsels durch Flüssigkeitseinlagerungen, vermehrter Bildung von Blutgefäßen u.a. an Volumen zunehmen.