Fasziale Verklebung ausheilen lassen?

3 Antworten

100 Liegestütz am Stück und das in weniger als 1sek/WH ist schon ne Leistung. Top! Liegestützen sind bei richtiger Ausführung eine excellente Übung für den ganzen Oberkörper.

Aber: wenn du bislang NUR Liegestützen und das in diesem Ausmaß machst, ist es unausweichlich, dass du dir ein extremes Ungleichgewicht deiner Muskulatur antrainierst. Während ich nicht glaube, dass Verklebungen hier das Problem sind (das Schlagwort beim Faszienrollen), wirst du erst Verspannungen im Brustwirbelbereich verspüren, die sich zu Schäden an der BWS verschärfen. Ebenso werden Probleme mit der Schulter wahrscheinlich. Trainiere unbedingt etwas ausgeglichener, also auch die Rückseite. Und das in gleichem Maß, wie die Vorderseite. Und Klimmzüge sind nicht die notwendige Gegenbewegung, denn da ziehst du ein Gewicht herunter, du solltest aber etwas nach hinten ziehen, was dem "Gegenteil" von Liegestützen entspricht.

Ich wurde empfehlen, das Liegestütztraining etwas herunter zu fahren und umgehend mit dem Training der Antagonisten zu beginnen. Hilfreich wäre ggfs., eine kleine Summe in die Hand zu nehmen und sich beim ortlichen Physio oder Fitnesstrainer ein paar Tipps abzuholen, was dort besser und vor allem praktischer am/mit dem Körper geschehen kann, als hier im Netz.

vielen Dank für den ausführlichen Beitrag. dann werde ich wohl wirklich mal zu einem physiotherapeuten gehen. Aber bist du dir sicher, dass es wirklich keine faszialen ursprünge sind, denn wenn ich meine hautoberfläche "verschiebe" und ziehen, dann spüre ich diesen leichten schmerz. Und es fühlt sich allgemein etwas beengt an und irgendwie doch "verklebt" ^^. ich hab auch sonst keine schmerzen, akute zumindest nicht. Und ich hab das gefühl, irgendeine Verstrickung beim Tief Einatmen müsste sich lösen, und ich könnte freier atmen. Meine Knochen oder rippen tun wirklich nicht weh, nur die schicht darauf, und da dachte ich an die faszien. Aber danke vielmals, werde mich wohl mal kümmern:)

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@Gernotshagen96

die Faszien als Mitursache ausschließen kann und will ich nicht. Ich halte sie bei deiner geschilderten Problematik nur nicht für ursachlich (so beim Raten auf die Ferne...).

Beim Trainieren von Muskulatur erhöht diese i.d.R. auch ihren Tonus, u.a. durch Hypertrophie. Erhöhter Muskeltonus auf einer Gelenkseite führt fruher oder später bei mangelndem Tonus des Antagonisten zu Verspannungen und ggfs. auch zu Verkürzungen und schließlich zu Beeinträchtigung der Funktion und Schmerzen. Bei zu hohem Tonus von M. pectoralis major und - minor (Brustmuskeln), würde ich auf genau die von dir geschilderten Symptome tippen: gespürte Brustenge, wahrscheinlich auch verminderte Streckfähigkeit der BWS (kann zu Rundrücken und vorfallenden Schultern führen, was weitere Probleme nach sich zieht). Bildlich: wie der Mast eines Seglers, wo auf einer Seite das Tau zu stark gespannt ist. Also Antagonist trainieren und Brustseite dehnen. Alles Gute.

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1. Selbst wenn du die Liegestütze über den gesamtem Bewegungsbereich ausführen solltest, bringen dir 100 Liegestütze direkt hintereinander außer einer Verbesserung der Muskelausdauer absolut nichts. Willst du einen Querschnittszuwachs der beteiligten Muskeln erreichen, musst du die Belastungsintensität durch Zusatzlasten so stark erhöhen, dass du (je nach Alter) allenfalls 8 bis 12 Wiederholungen direkt hintereinander schaffst.

2. Willst du Oberkörper und Arme ausgeglichener trainieren, sind zusätzliche Klimmzüge ein durchaus lohnenswertes Mittel – vorausgesetzt, du führst sie auch über den gesamten Bewegungsbereich aus und berücksichtigst die erforderliche Intensität (s.o.).

3. Die Gegenspieler (Antagonisten) der Brustmuskeln sind die hinteren
Schulterblattmuskeln (hinterer Deltamuskel, Kapuzzenmuskel, rautenförmiger Muskel). Diese lassen sich zu Hause nicht so einfach trainieren, allenfalls durch vorgebeugte Butterfly oder vorgebeugtes Rudern. Aber dafür benötigst du entsprechende Hanteln (Belastungsintensität s.o.!).

4. Das Gerede über Faszien und Faszienverklebungen kannst du getrost vergessen. Es gibt bis jetzt noch keine belastbaren wissenschaftliche Befunde zum Thema. Wenn dir die Anwendung einer Faszienrolle gut tut, solltest du diese durchaus nutzen. Du darfst die Effekte aber nicht mit Beeinflussung der Faszien oder Behebung von „Verklebungen“ derselben erklären; denn Faszien sind Gewebe mit äußerst langsamem Stoffwechsel, so dass sich Veränderungen in Form von Wachstums- oder Heilungsprozessen erst in Monaten oder Jahren nachweisen lassen.

Verklebte oder verkürzte Faszien kann man nur dann spüren, wenn sie schmerzen. Hatte ich schon. Die Schmerzen sind manchmal erheblich! Was ich rate: nicht zu einem Physio gehen, sondern zu einem Osteopathen. Ich habe leider Erfahrung sammeln können und kann sagen, dass die allermeisten Physios nichts taugen, weil sie eben nichts wissen. Der einizige Physiotherapeut der in meiner Stadt gut ist, ist der, der in der Praxis des Osteopathen arbeitet.

Laut Osteo verkleben die faszien nicht vom Training, sondern aufgrund falscher Haltung. 600 Liegestützen sollten also nicht ursächlich sein. Ich kenne Leistungssportler, die bis zu 1000 Klimmzüge in einer einzigen mehrstündigen Trainingseinheit machen und nicht über Faszienschmerzen klagen.

Bei deinen Schmerzen tippe ich allerdings eher auf Wirbelblockaden - die komischen Gefühle beim Einatmen sind typisch. Lass dich also einrenken. Vom Osteopathen. Wenn allerdings die Schmerzen wirklich trainingsbedingt sind, dann sind das keine Faszienschmerzen, sondern verhärtete Muskeln. Die kann der Fachmann ebenso wegmassieren. Von alleine geht sowas nicht weg - warten verschlimmert das Problem nur.